Mit seiner Rückkehr als Trainer des FC Bayern München machte Jupp Heynckes in diesem Jahr vor allem aufgrund seines Alters Schlagzeilen: Vor vier Jahren verabschiedete er sich in den Ruhestand, mit 72 Jahren kehrt er noch einmal auf die Trainerbank zurück.
Ich beobachte, dass in Spitzenpositionen das Alter viel weniger eine Rolle zu spielen scheint als im mittleren Management, dort besetzen auch 70-Jährige immer wieder anspruchsvolle Positionen. Prominentestes Beispiel ist Milliardär Donald Trump, der mit 70 Jahren das Präsidentenamt aufnahm, und damit der bei Amtsantritt älteste Präsident der USA ist. Doch auch Manager aus der Wirtschaft widerlegen die Mär vom „Alten Eisen“, so wie der Ex-McKinsey-Chef Herbert Henzle, der mit 72 Jahren als Berater bei der Investmentbank Moelis & Company einstieg und noch heute, mit bald 76 Jahren, dort tätig ist. Im mittleren Management ist 50plus jedoch immer noch ein Vermittlungshemmnis.
Dabei stehen sich Manager häufig selbst im Weg. Fach- und Führungskräfte jenseits der 50 haben jahrelang hart an ihrer Karriere gearbeitet, verdienen gut – aber befinden sich gedanklich oft bereits auf der beruflichen Landebahn. Behaglich in ihrer Komfortzone aus gesetzlichem Schutz, Status und gutem Gehalt eingerichtet, scheuen sie sich davor, auf die Startbahn zurückzukehren und noch einmal richtig reinzuhängen oder gar Neuland zu betreten.
Gerade angesichts der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft können sie mit dieser Haltung aber schnell ihre Karriere gefährden. Ich empfehle Fach- und Führungskräften etwas mehr „Heynckes-Spirit“. Manager sollten auch noch mit 50plus neugierig bleiben, sich etwas zutrauen und Zeit und Energie in das „Unternehmen Ich“ investieren, um längerfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Schließlich hat man mit 55 Jahren noch zehn bis 15 Berufsjahre vor sich.